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Wie wird man Luxushotel-Testerin? Chefredakteurin Dr. Marie-Catherine Klarkowski im Interview

For Seasons George V Paris

Die ehemalige Chefredakteurin des Luxusblogs „Luxury First“ Dr. Marie-Catherine Klarkowski hat zum 1.9.2024 den Blog Luxushotel-Tester komplett übernommen. Im Interview mit Marlene von Fine Content steht sie den Lesern und Leserinnen Rede und Antwort zu den wichtigsten Fragen rund um das Thema Luxus und Reisen.

Liebe Frau Dr. Marie-Catherine Klarkowski, was hat Sie dazu motiviert von der Kieferorthopädin zur Luxushotel-Testerin zu werden?

Nach dem Verkauf meiner kieferorthopädischen Praxis in München 2020 war ich auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern, in denen ich meinen Sinn für schöne Dinge und Orte, meine Kreativität und mein Gespür für Trends einbringen kann. Mein Wunsch: „Wenn ich könnte, würde ich Blumenarrangements in Luxushotels fotografieren“ hat sich insofern indirekt erfüllt und als Lifestyle-Bloggerin und Hoteltesterin berichte ich über schöne Orte, Dinge und besondere Momente. Gerade in Sachen Service, Design und Branding sehe ich in der Hotellerie viele Parallelen zu meinen Kunden im medizinischen Umfeld, die ich als Business Mentorin in der 2021 gegründeten Klarcademy berate.

Welche Qualifikationen und Erfahrungen bringen Sie für diese Rolle mit?

Mir ist es wichtig, meinen Lesern und Leserinnen von persönlichen und authentischen Reiseerfahrungen aus dem Luxussegment zu berichten.

Auch hier sehe ich viele Gemeinsamkeiten mit den Arztpraxen. Wenn ich noch nie in einem 5-Sterne-Hotel übernachtet oder in einem 5-Sterne-Restaurant gegessen habe, kann ich von meinen Mitarbeitern nicht erwarten, dass sie die Kunden/Patienten wie in einem 5-Sterne-Hotel behandeln, und ich werde es schwer haben, meine Praxis als Sterne-Praxis zu etablieren. Es geht um authentische Erfahrungen und Erlebnisse, nur so können Qualität und Service realistisch beurteilt bzw. verglichen werden.

Als Unternehmerin und Praxisinhaberin war ich immer sehr serviceorientiert und Corporate Branding, Communication und Corporate Behaviour sind wichtige Werte der Unternehmens- bzw. Praxiskultur. Auch beim Design habe ich mich von alpinen Lifestylehotels inspirieren lassen und meine Praxis wie eine Almhütte eingerichtet. Der Dresscode war das Dirndl und mein Markenzeichen als „Dr. Dirndl“. Meine Affinität zum Thema Tracht und Tradition ist geblieben.

Das nötige Handwerkszeug konnte ich mir während meiner Tätigkeit als Digital Creator bzw. Content Manager bei einem Dental-Software-Startup aneignen.

Was bedeutet für Sie Luxus?

Luxus kann sehr individuell interpretiert werden. Generell bedeutet Luxus für mich: Gesundheit, Bildung, persönliche Entwicklung, Freiheit, Unabhängigkeit und Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.

Bezogen auf das Reisen: Mir alle Reiseträume erfüllen zu können und unvergessliche Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen in exklusiven Hotels an besonderen Orten der Welt zu haben.

Wie würden Sie den perfekten Aufenthalt in einem Luxushotel beschreiben?

Das fängt mit dem ersten Eindruck an. Wie werde ich empfangen – vom Hoteldirektor oder Concierge oder ist die Rezeption verwaist? Wie sieht die Lobby aus? Wie riecht es?  Die Blumenarrangements sind für mich natürlich von besonderer Bedeutung. Bekomme ich ein feuchtes Tuch für die Hände und ein landestypisches Begrüßungsgetränk?

Hier lassen sich unzählige Details aufzählen, aber genau diese kleinen positiven Touchpoints machen das Besondere aus. Ich bin ein großer Fan von handgeschriebenen Begrüßungskarten, gerade im Zeitalter der Digitalisierung. Auch hier sehe ich viele Überschneidungen zur Arztpraxis oder anderen Dienstleistern, wo es für den ersten Eindruck keine zweite Chance gibt und die Leistungen austauschbar sind.

Eine Erfahrung wird vor allem durch die Begegnung mit Menschen besonders. Das gilt für die Mitarbeitenden wie für die Gäste, denn ab einer bestimmtem Sterneniveau ist ein gewisser Standard selbstverständlich.

Eine Erfahrung wird vor allem durch die Begegnung mit Menschen besonders. Das gilt für die Mitarbeitenden wie für die Gäste, denn ab einer bestimmtem Sterneniveau ist ein gewisser Standard selbstverständlich.

Ein Signature-Duft oder eine bestimmte Musik wecken sofort positive Assoziationen und verankern sich tief im Unterbewusstsein im limbischen System. Sie sind wahrscheinlich die Kriterien, warum ein Gast erneut ein Hotel bucht. Wenn ich an den „Stanglwirt“ denke, weiß ich genau, wie das Hotel riecht und wenn ich an das „Hoshinoya“ in Tokio denke, habe ich sofort die Musik im Ohr und rieche die Tatami Matten.

Welche Kriterien sind für Sie am wichtigsten, wenn Sie die Qualität eines Luxushotels bewerten?

Neben erstklassigem Service lege ich großen Wert auf modernes Design und ausreichend Platz. Schließlich möchte ich mich als Gast im Urlaub nicht einschränken müssen. Oft fehlt es an vermeintlichen Kleinigkeiten, wie genügend Ablageflächen im Bad oder ausreichend Bügelmöglichkeiten im Schrank.

Ein wichtiger Punkt ist inzwischen das Thema Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen auch im Luxussegment. Viele Hotels haben zertifizierte Nachhaltigkeits-Manager, die individuelle Konzepte entwickeln und umsetzen. So hatte ich letztes Jahr die Gelegenheit im Rahmen der Initiative von „Best oft the Alps“ das Nachhaltigkeitskonzept  des neu eröffneten „Six Senses Crans Montana“ vor Ort kennenlernen zu dürfen, bei dem die Gäste ganz aktiv durch Workshops in das Konzept eingebunden werden.

Für mich sind auch der Kinderclub und das Kinderprogramm entscheidende Qualitätsmerkmale eines Hotels. Zu oft habe ich Kinderbetreuungsräume zwischen Tiefgarage und Skikeller ohne Tageslicht erlebt. Das ist für mich ein No-Go.

Die Liste ließe sich noch um viele Punkte erweitern, wie zum Beispiel die Qualität der Spa-Behandlungen, das Angebot an Yoga- oder Fitnesskursen sowie Fine Dining und gesunde Ernährung. In Zeiten von Intervallfasten und Longevity sind üppige Frühstücksbuffets nicht für jeden Gast zeitgemäß.

Können Sie ein Beispiel für ein Luxushotel nennen, das Sie besonders beeindruckt hat und erklären, warum?

Zu meinen Favoriten zählt auf jeden Fall das Aman Tokyo. Die Architektur, die riesige Lobby in Kombination mit dem minimalistischen Design und der Blick auf Tokio sind absolut beeindruckend. Neben der handgeschriebenen Karte und den leckeren Pralinen waren für mich die akkurat sortierten Kosmetikartikel im Bad ein unvergesslicher Touchpoint, der vielleicht einem anderen Gast gar nicht aufgefallen wären.

Wie bewerten Sie die Servicequalität in einem Luxushotel und welche Standards setzen Sie hierbei an?

Entscheidend sind Freundlichkeit, Professionalität des Personals und der Umgang mit Beschwerden. Ein No-Go ist für mich, wenn ich als Gast merke, dass etwas nicht funktioniert oder schlechte Stimmung im Team herrscht. Ich habe dafür sehr feine Antennen und spüre „negative Vibes“ sofort. Zum Service gehören natürlich auch die Häufigkeit und Gründlichkeit des Zimmerservices und das gelebte Nachhaltigkeitskonzept.

Welche Rolle spielt das kulinarische Angebot eines Hotels bei Ihrer Bewertung?

Mir ist die Mischung aus verschiedenen Angeboten wichtig. Gerade am Ankunftstag möchte ich nicht immer mit Fine Dining starten und habe nach einer langen Reise nur Lust auf leichte und gesunde Küche. Dazu möchte ich nicht unbedingt das Hotel verlassen müssen. Oft stehen auf dem Angebot der Tageskarte oder des Room-Service leider nur der klassische und überteuerte Club-Sandwich mit Pommes und Ceasar Salat.

Entscheidend sind Freundlichkeit, Professionalität des Personals und der Umgang mit Beschwerden.

Auch beim Frühstück würde ich mir oft mehr Flexibilität wünschen. Individuelle Zeiten und ein differenziertes Angebot sind für mich ein Luxuskriterium, denn der Frühaufsteher hat andere Bedürfnisse als der „Late Breakfast“ Gast. Mir reichen oft ein Croissant und etwas Obst. Dafür möchte ich nicht den vollen Preis bezahlen müssen.

Außerdem sollte in jedem Hotel das Mineralwasser im Hotelpreis inklusive sein und der Gast nicht auf teures Designwasser aus der Minibar angewiesen sein. Viele Hotels bieten aber inzwischen Quellwasser oder gefiltertes Wasser gratis an.

Beim Thema Fine Dining sind die Geschmäcker sicher verschieden, aber ich bin ein Freund von landestypischer Küche, die modern mit lokalen und hochwertigen Zutaten interpretiert wird. Ich möchte nicht an allen Orten der Welt die gleichen Fine Dining Klassiker essen. Auch die lokale Weinbegleitung ist oft eine Bereicherung.

Wie dokumentieren und kommunizieren Sie Ihre Erfahrungen und Bewertungen?

Auf den Social Media Kanälen und im Blog berichte ich über meine Erlebnisse und gebe Tipps zu Hotels, Restaurants und Hotspots.

Ich sehe mich dabei immer als Gast und nicht als „Kritiker“ und suche daher nicht bewusst nach Fehlern oder Mängeln. Sollte mir jedoch etwas auffallen, gebe ich gerne konstruktives Feedback auf direktem Weg an den Hotelmanager. Ich finde es unfair, auf Online-Portalen ohne direkten Kontakt eine schlechte Bewertung zu hinterlassen.

Was steht noch auf Ihrer Bucket-Liste?

Bhutan steht seit langem ganz oben auf meiner Liste. An Hotels habe ich das Son Bunyola von Richard Branson auf Mallorca und die andBeyond Phinda Forest Lodge in Südafrika als nächstes im Visier. Ein Aufenthalt im Lanserhof steht auch schon lange auf meiner Wunschliste.

Welchen Luxus sollten wir uns alle von Zeit zu Zeit gönnen?

Sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Für den Einen ist es eine Tour auf der Harley, für den Anderen ein Yoga-Retreat oder einfach nur ein heißes Bad.

Welchen „Luxus-Artikel“ tragen Sie immer bei sich?

Dankbarkeit für das Leben, das ich in Frieden und Freiheit leben darf.

Vielen Dank Dr. Marie-Catherine Klarkowski für das Interview!

Hören Sie auch die Podcastfolge von Schauinslandreisen mit Dr. Marie-Catherine Klarkowski!

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